Im Laufe meines Mama-Daseins habe ich schon viele Jahre Zeit gehabt, zu lernen und meine Sachen – hoffentlich –  immer besser zu machen.

Dabei hat sich mein Umgang gegenüber meiner Kinder mit Krisen und Problemen völlig verändert – allerdings nicht, weil sie mittlerweile groß sind!

Ich war die Sorte Mama, die versucht hat, ihre Probleme vor den Kindern verborgen zu halten. Ich wollte die Kinder damit nicht belasten, es waren schließlich meine Probleme und die wollte ihnen um keinen Preis umhängen. So hatten mir das auch meine Eltern vorgelebt – mit bester Absicht.

Also, wenn ich z.B. weinte, wischte ich schnell meine Tränen weg und setzte ein Lächeln auf, wenn ich eines meiner Kinder kommen hörte. Manchmal fragten sie nach, ob alles in Ordnung sei – das versicherte ich ihnen dann natürlich.

In meiner Mission, meine Kinder vor Leid zu schützen, war mir überhaupt nicht bewusst, welche Unsicherheit ich damit bei ihnen schürte.

Denn Kinder spüren natürlich ganz genau, dass etwas nicht stimmt, das wir traurig sind, das wir Schmerzen haben, dass wir unglücklich sind, dass wir uns Sorgen machen, …

Und durch mein „Unechtsein“ löste ich totale Unsicherheit in ihnen aus und untergrub ihr Selbstvertrauen. Wie sollten sie sich weiterhin auf ihr Bauchgefühl verlassen können, wenn ich als Mama, als wichtigster Mensch in ihrem Leben sagte, ihr Gefühl ist falsch. Oder wenn ich sie gar anlog?!  (Ich verhielt mich, wie meine Mutter das damals bei mir tat. Ich hatte viele Ängste als kleines Mädchen, mir fehlte einfach die Sicherheit, mein Fels in der Brandung von dem ich wusste, seinen Worten kann ich 1000 %ig vertrauen)

Damit nahm ich meinen Kindern auch gleichzeitig die Möglichkeit mich dabei zu beobachten, wie ich tatsächlich mein Leben meisterte. Hinfallen, aufstehen, Krone richten, weitergehen. (Und auch das Schöne zu zelebrieren, Spaß zu haben, zu genießen!)

Seit einigen Jahren habe ich die Aufrichtigkeit ins Zentrum meiner Beziehungen gerückt.

Und ich bin immer wieder erstaunt, wie sehr die ganze Family dadurch aufgeblüht ist. Meine Kinder sagen mir immer wieder, wie unglaublich angenehm sie das empfinden. So ist die Family ein Platz geworden, der absolut save ist und der zur Offenheit so richtig einlädt.

Ich lebe in einer wahnsinnig coolen Zeit – als Frau – und stehe damit vor richtig großen Fragen!
Zum ersten Mal in der Geschichte oder seit vielen hundert Jahren haben wir die Freiheit, Seiten von uns zu zeigen und zu leben, wie es für unsere Mütter noch völlig undenkbar gewesen wäre.
Wir sind es, die ein völlig neues Rollenbild definieren und rückblickend werden wir die Generation sein, seit der sehr viel anders ist.

Zum ersten Mal in der Geschichte, sind wir nicht darauf angewiesen, mit einem Mann verheiratet zu sein, damit unser Überleben gesichert ist, damit wir versorgt sind, damit wir nicht abgestempelt sind oder in Verruf raten.
Die Art von Konkurrenz und Kampf (um einen Mann zu gewinnen/ihn nicht zu verlieren), der uns aus existenziellen Beweggründen quasi in die Wiege gelegt wurde, ist damit nicht mehr zeitgemäß und nicht mehr begründet.
Viel mehr ist es an der Zeit, einen anderen Umgang miteinander zu pflegen.

Aber ein anderer Umgang muss erst gelernt werden, dazu muss sich unser Bewusstsein ein Stück dehnen, und wir müssen uns in die Ungewissheit begeben, denn wir sind Pionierinnen auf diesem Weg.
Die Heilung unserer Verletzungen, die wir Frauen uns in den vielen 100 Jahren gegenseitig zugefügt haben, beginnt indem wir hinsehen. Und unsere Schattenseiten annehmen. Uns mehr Authentizität erlauben. Eine neue Art von Verbindung, Freundschaft und Kommunikation untereinander erschaffen. Und so in unsere Kraft kommen – als einzelne Frau und gemeinsam als Kollektiv.

The world will be saved by the western women ?
*Dalai Lama

Im Moment grüble ich sehr viel über Selbstwert in der Beziehung nach. Ich finde ich es oft unglaublich schwierig, diese Balance zu finden. Ich spreche hier bewusst nicht, von Balance halten, denn ich muss sie tatsächlich immer wieder neu finden.

In Phasen, wo ich zB das Gefühl habe, mein Partner zieht sich von mir zurück, und ich mich aber selbst gerade nicht stabil fühle, macht es mich unsicher, unrund und frustig.

Auffallen tut mir das oft erst, wenn ich merke, dass ich mich um mehr Nähe bemühe oder sie vielleicht, ohne mit Worten zu kommunizieren, einfordere, das kann auch ganz schön subtil sein und ihm zB ein schlechtes Gewissen machen (das geht völlig mühelos, fast wie von selbst ;-) ).

Schon sitze ich in der Falle, bin in der Opferrolle, fühle mich schwach, Verlustängste poppen auf in mir, …. und all das zieht weitere Dynamiken nach sich.

Aus dieser Position heraus das Gespräch zu suchen um meine Verletzlichkeit, meine Sorge, meine Kränkung oder mein Bedürfnis nach – in diesem Fall mehr Nähe – auszudrücken, ist kaum gewinnbringend, macht es meist nur verfahrener.

Mich in dem Fall ebenfalls von ihm zurückzuziehen und meine Wunden zu lecken, macht es definitiv nicht besser.

Mittlerweile weiß ich:

Stattdessen steige ich raus aus meiner Rolle und suche die Nähe zu mir. Nimm mir Zeit um mit all dem zu sein, all den Ängsten und dem Schmerz, den ich aus früheren Zeiten kenne und die jetzt getriggert wurden.

Das wichtigste dabei ist, dass ICH mich dabei nicht verlasse, eben das aushalte, mich tröste. Mich wieder in mir selbst fest verankere und mit meiner Würde verbinde. Massen von Mitgefühl mit mir selbst habe.

Ich merke, wie ich wieder in meine Stärke komme. Wieder klarer werde. Wieder aufrechter werde. Mich erwachsen fühle und weiß, dass ich ganz allein auf meinen Beinen stehen kann.

Aus dieser Position heraus kann ich schließlich klar mit meinem Partner kommunizieren.

Ich bin mit mir selbst in Kontakt und weiß was ich will und was es braucht, damit ich mich wertgeschätzt fühle in der Beziehung. Die Angst ist vielleicht trotzdem da. Aber er wird mich völlig anders wahrnehmen und anders reagieren als wenn ich aus meiner alten Wunde heraus gesprochen hätte.

Geht es uns nicht großartig – nie hatten wir so viel Freiheit als Frauen. Und ich möchte das Leben spüren, pur. Einmal mit Allem bitte, denn das gehört alles zu mir!

Manchmal finde ich mich in Situationen wieder, von denen ich dachte, das hab ich wirklich schon durch, ist nicht mehr mein Thema. Aber das Leben ist offenbar anderer Meinung und lässt mich weitere Facetten und Tiefen auskosten. Und wenn ich mir erlaube, einfach zu spüren, was da ist, es da sein lasse, entsteht daraus der Raum, in dem ich mir die Frage stellen kann, wie gehe ich da jetzt liebevoll mit mir selbst um?

Wenn das nicht klar ist, überlege ich mir, was würde ich jemandem raten, der mir sehr am Herzen liegt. Witzig ist, dass sich dann auch schnell zeigt, warum das Thema noch nicht durch ist, denn da meldet sich die Angst. Was passiert, wenn ich tatsächlich noch einen Schritt weitergehe. Mir einen Schritt mehr treu bin und weniger faulen Handel eingehe. Also wer war ich bis jetzt und wer möchte ich nun sein? Dafür brauch ich keine Eier. Aber den Mut für mich einzustehen. Und tatsächlich hatten wir Frauen noch nie so viel Freiheit, uns zu überlegen, wie eine Beziehung für uns ganz persönlich aussehen könnte und welche Werte für uns wichtig sind.

Was für ein Abenteuer.

Der Mut nimmt mir nicht die Angst, aber ermöglicht mir, das Leben wirklich zu kosten.

Heute war ich im Kaffeehaus frühstücken. Sonntagvormittags, da kann man gut Pärchen mit kleinen Kindern beobachten. Bilderbuchfamilien. Da hab ich mir wieder mal gedacht, wie schwer wir es doch haben, wir Frauen. Wunderschöne Frauen, perfekter Körper, perfektes Outfit, füttern ihre süßen Kinder und halten sie bei Laune. Alles sieht so leicht aus, ja sie schupfen alles mit links. Ja, und der Mann sitzt natürlich auch am Tisch.

Und das hat mir echt einen Stich gegeben. Weil ich mich auch dort sitzen gesehen hab (vor ca. 20 Jahren). – Nein, nicht, weil ich genauso perfekt ausgesehen hab, gar nicht. Besser gesagt, es wäre egal gewesen, denn es war trotzdem nie gut genug. Meine Kinder sind jetzt schon groß und damals war ich genauso damit beschäftigt, möglichst perfekt zu sein und gleichzeitig Leichtigkeit zu versprühen. WTF, warum?

Gemessen hab ich mich immer an den noch perfekteren Frauen.

Bewundert dagegen habe ich die Frauen, die einfach ganz selbstverständlich zu Hause waren in ihrem Körper und nicht gestresst irgendwelchen Idealen nachgelaufen sind (ich glaube, ich sehnte mich nach dieser Art von Leichtigkeit).

Ein Baby zu bekommen ist eine Riesenleistung für unseren Körper. Wie pervers ist es da eigentlich, den Fokus in erster Linie darauf gerichtet zu haben, möglichst bald wieder in Size Zero zu passen. Und wie schön wäre es, wenn wir uns selbst und dem Körper die Zeit geben könnten, die er braucht um wieder in seine Form zurückzufinden. Wenn wir uns pflegen und auf uns achten würden, uns schön machten UND dabei diese Weichheit und Rundungen mit Vergnügen und Stolz tragen. Denn in Wirklichkeit ist das auch wunderschön, aber wir selbst tragen es mit Ablehnung.

Let’s fall in love with our feminine parts!

Warum weiß ich nicht, vielleicht wegen dem Vollmond oder der Hormone, der Grund ist ja auch völlig egal. Eigentlich habe ich einen entspannten, „kinderfreien“ Abend. Aber die Entspannung und Leichtigkeit stellt sich nicht ein und tausend Gedanken flitzen mir durch den Kopf. Yoga und der Spaziergang mit dem Hund haben nur marginal geholfen.

So ein leises Gefühl sagt mir, heute ist eigentlich der perfekte Abend, um zu streiten. Ich könnte mir in null-komma-nix das Gefühl organisieren, nicht verstanden, nicht gesehen und nicht wirklich wichtig zu sein für mein Gegenüber. In meinem jetzigen Zustand würde ich never ever die richtigen Antworten bekommen oder „das, was ich brauchen würde“. Und er würde nicht verstehen, was er falsch gemacht hat…

Ob das wohl noch jemand kennt? Wie oft bin ich schon in diese Falle getappt.

Stattdessen sitze ich da, schreibe und lasse all das Unangenehme da sein. Auch das Bedürfnis, es loszuwerden. Das zaubert es nicht weg. Aber ich fühle mich freier und eigenmächtig. Und es fühlt sich sehr liebevoll mir selbst gegenüber an. Und mehr muss ich gerade nicht schaffen.

Ich bin immer auf der Suche nach schönen Sprüchen oder Gedichten die uns inspirieren können. Die lesen sich sehr gut, sie berühren auch oft, aber das “Jo eh, und was soll das jetzt genau helfen (wenn ich die Bedeutung nicht einmal WIRKLICH begreife)” stieg immer recht unmittelbar danach in mir auf.

Natürlich hab ich verstanden…du musst dich selbst lieben bevor du jemand anderen wirklich lieben kannst?! Du musst dir die Sicherheit selbst geben können… dir selbst genügen und !nicht! erwarten, dass dein Partner (ob vorhanden oder noch nicht) dich glücklich macht, deine Verletzungen heilen hilft, dich erfüllt, denn DU musst es in dir finden, selbst GANZ SEIN – oder die noch mystischere Aussage: wir sind ohnehin schon alle ganz, sind uns dessen nur noch nicht bewußt!!

Irgendwann habe ich eine Zeit lang regelmäßig eine kurze Visualisierungsübung gemacht. Das heißt, mir einfach Situationen/Bilder meiner Partnerschaft so in meinem Geist ausgemalt, wie ich es mir wünschen würde, und ich war dabei wirklich großzügig zu mir!

Nach diesen paar Minuten war ich immer erfüllt und glücklich.

Plötzlich war mir sonnenklar, was damit gemeint ist, – dass ich ALLES bereits in mir habe!☺️?Ich kann mich selbst erfüllen und die besten Glücksgefühle in mir erzeugen! Ja, Gedanken sind unglaublich mächtig! Sie verändern die Chemie in unserem Körper, unsere Ausstrahlung, unser Umfeld reagiert selbstverständlich anders auf uns! – wenn wir unser inneres verändern!

Sich die Zeit dafür zu nehmen, unseren Körper beizubringen wie es sich anfühlt vom Leben geliebt zu werden, glücklich zu sein und offen, ihn in dem Gefühl zu baden, geliebt zu sein, angenommen und zu vertrauen, das ist Selbstliebe und die beste Heilung die wir bekommen können, weil wir sie uns selbst geben!

Angefüllt mit diesen Empfindungen durch den Tag zu gehen lässt mich immer wieder staunen, wie sehr mich das Leben tatsächlich liebt!