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Warum finden wir uns in Beziehungen immer wieder vor den selben Problemen, selbst, wenn der Partner ein anderer ist? Und wie ist es zu verstehen, dass unser Partner auch unser größter Lehrer ist?

Vor längerer Zeit hatte ich eine Klientin, die mit ihrer Geschichte die Antwort darauf wunderbar beschreibt:

Solange diese Frau denken konnte, war sie, ihre Schwester und ihre Mutter vom Vater geschlagen worden. Jahrelang drohte er ihnen, dass er sie alle umbringen werde – bis er schließlich die Mutter erschoss, glücklicherweise waren ihre Schwester uns sie zu diesem Zeitpunkt nicht zuhause. Damals war sie 18.

Jeder Mann mit dem sie zusammen war, schlug sie. Wie durch Zauberhand, kam sie immer wieder an die gleiche Sorte Männer.

Schließlich hatte sie einen Freund, der sie zwar wie gewohnt schlug, ihr aber sagte, dass sie in Therapie gehen solle, weil sie sich so verhalte, dass man sie einfach schlagen müsse. Und er bezahlte ihr diese Therapie!

Es vergingen 2 Jahre, bis sie sich tatsächlich das erste Mal wehrte als er sie schlug. Sie biss und kratzte ihn ziemlich übel. Ihr Freund war total entsetzt und meinte daraufhin, dass sie sich trennen müssen. Die Frau aber wollte sich gerade jetzt definitiv nicht trennen! Sie wusste, sie war auf dem besten Weg und nichts konnte sie aufhalten.

Und dann schließlich, ein weiteres Jahr später, hob er wieder einmal die Hand um zum Schlag auszuholen und sie stand einfach still vor ihm.

In diesem Moment wusste sie, sie hatte es geschafft. Er senkte die Hand wieder. Er konnte sie nicht mehr schlagen. Sie war in gewisser Weise eine andere geworden und das war nicht mehr ihre Rolle.

Nach einiger Zeit trennte sie sich von ihm, im Guten. Mittlerweile sieht sie ihn als ihren größten Lehrer.

Dieses Beispiel ist wirklich ganz extrem und die Geschichte ursprünglich sehr traurig.

Aber gleichzeitig macht es so klar, was es bewirkt, wenn wir aus unserer Opferrolle hinaustreten und in unsere Kraft kommen.

Es lohnt sich auf jeden Fall bei sich selbst mal genauer hinzusehen, wenn einem dämmert, dass man vom gleichen Problem immer wieder eingeholt wird.

Ich denke, heute werden Beziehungen sehr schnell beendet, wenn es nicht passt. Wenn die Gründe dafür nur beim anderen gesehen werden, kann man sich irgendwann frustriert und zutiefst verletzt nur noch für’s Alleinsein entscheiden… natürlich gibts auch noch die Variante „gemeinsam einsam“.

Da finde ich die Aussage von Dr. David Schnarch super:

eine Partnerschaft ist eine Persönlichkeitsentwicklungsmaschine und kein Aufenthalt im Disneyland…

Es gibt 5 Phasen in einer Liebesbeziehung, die meisten Paare bleiben in Phase 3 stecken…

Auch in der besten Beziehung verändern sich die Gefühle im Laufe der Zeit, das gehört einfach dazu – es gibt aber ein ziemlich allgemeines Muster, dass die verschiedenen Stadien gut beschreibt.

?Phase 1: wenn wir uns verlieben, projizieren wir unsere Hoffnungen und Träume auf den anderen. Wir glauben, er ist der ideale Partner der uns ein Leben lang glücklich machen kann. Das fühlt sich wunderbar an, der Hormoncocktail, der das auslöst, ist allerdings ein Trick der Natur, damit unsere Spezies erhalten bleibt.

?Phase 2: die Hormone verändern sich, wir erfahren in unserer Beziehung mehr Nähe und Sicherheit. In diesem Stadium zieht man zusammen, bekommt Kinder und ist glücklich. So könnte es ja eigentlich für immer weitergehen, aber leider folgt

?Phase 3: Desillusionierung… für viele beginnt damit der Anfang vom Ende. Es scheint irgendwie falsch zu laufen. Das Gefühl der Sicherheit schwindet und man fühlt sich nicht mehr so geliebt und geschätzt. Die ganze Illusion von Perfektion hat sich aufgelöst und es schleicht sich das Gefühl ein, sich für den falschen Partner entschieden zu haben. Darin fahren sich viele fest. Anstatt es als Möglichkeit zu sehen aneinander zu wachsen, entscheiden sie sich mit Mittelmäßigkeit zufrieden zu geben oder beenden die Beziehung.

Das Problem ist, dass man sich in diesem Stadium jedenfalls früher oder später finden wird.

Das ist jedoch nicht die Zeit aufzugeben – unter dem Motto „When you are going through hell, don´t stop.“

Wenn man es schafft, sich durch diese Phase durchzuarbeiten, hat man die Möglichkeit den Partner mehr zu lieben und zu schätzen, und zwar für das, was er wirklich ist und nicht mehr auf den eigenen Projektionen basierend.

Partner in

?Phase 4: lernen eine Menge über sich selbst und Beziehungen, sie sehen Zusammenhänge in ihrer Vergangenheit und darin, wie sie sich ihrem Partner gegenüber verhalten. An diesem Punkt beginnen sie dem anderen zu helfen, seine Wunden zu heilen. Die Liebe, die verloren geglaubt war, kehrt wieder zurück, in einer erwachsenen Form und mit tiefem Verstehen des anderen.

Die meisten Paare, die es bis hier geschafft haben, bleiben auf dieser Stufe stehen und daran ist definitiv nichts auszusetzen.

Es gibt aber noch

?Phase 5: Paare in diesem Stadium haben bemerkt, welchen Effekt sie gemeinsam auf ihr Umfeld haben. Was auch immer sie für gemeinsame Projekte machen oder nach außen tragen, sie wachsen damit gemeinsam und als Individuum.

Dr. Jed Diamond war bereits zwei Mal geschieden und das dritte Mal verheiratet, bis er verstanden hatte, dass Phase 3 nicht die Zeit ist, sich zu trennen. Vielleicht ist es hilfreich, eine Beziehung mehr als Marathon zu sehen als einen Sprint. Man darf also ruhig einige Jahre in einer Phase verweilen.